AIDS in Afrika und die Frage nach der Verantwortung
3. Juli 2013
Afrika südlich der Sahara ist weltweit am stärksten von AIDS betroffen. Welche Folgen dies unter anderem für das soziale Miteinander hat, untersuchte Rijk van Dijk, einer der renommiertesten Religionsethnologen zu Afrika. Dort erlebt der Begriff ‚Verantwortlichkeit’ eine Hochkonjunktur – Verantwortlichkeit in der Gesellschaft, in moralischen Fragen, in staatlichen Institutionen. Es geht nicht nur um institutionalisierte Verantwortlichkeit sondern auch um den privaten Umgang miteinander, beispielsweise Geschlechterrollen, sexuelle Beziehungen, Lebensstil.
In seinem Vortrag „The Shifting Sands of Responsibility in Botswana: Marriage, Prestige and Romantic Contradictions“ interessieren van Dijk gerade Situationen, in denen Verantwortlichkeiten nicht so leicht zugeordnet werden können, sei es, weil sie umstritten sind, oder, weil sie sich überschneiden. Als Beispiel wählt er die Ehe in Botswana, wo besonders viele Veränderungen zu beobachten sind, wenn es darum geht, einerseits Verantwortlichkeiten zuzuweisen und andererseits Verantwortung auf sich zu nehmen. Denn die jüngere Generation hegt nicht nur andere romantische Vorstellungen als ihre Eltern, sondern legt auch ökonomisch ein anderes Konsumverhalten an den Tag. Doch auch der öffentliche Diskurs, der sich im Namen von Gesundheit und Menschenrechten für Selbstbestimmung in Beziehungen stark machte, trägt hier zu einem neuen Verständnis von Verantwortlichkeiten bei.
Der Wissenschaftler vom Forschungszentrum African Studies Centre im niederländischen Leiden trat zum Sommersemester 2013 die neue ethnologische Gastprofessur an der Universität Konstanz an, die der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ jeweils jahresweise besetzt. Zusammen mit Thomas Kirsch, der die ebenfalls vom Exzellenzcluster eingerichtete Professur „Ethnologie/Kulturanthropologie“ innehat, bringt er verstärkt die außereuropäische Perspektive in die Cluster-Forschungen ein. Davon profitieren neben den Studierenden besonders auch die NachwuchswissenschaftlerInnen, die an der Universität Konstanz in Ethnologie/Kulturanthropologie promovieren oder als Postdocs forschen.